Frequently Asked Questions

In dieser Sparte sollen all die Fragen beantwortet werden, die man uns im Zusammenhang mit dem anthroposophischen Studium bisher immer wieder gestellt hat. Wenn Ihr weitere Fragen habt, ergänzen wir diese Seite natürlich herzlich gerne!

Häufig gestellte Fragen zur Anthroposophie:

Im folgenden soll versucht werden, die oben aufgeworfenen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Wir schöpfen dabei aus einer millerweile dreijährigen Erfahrung mit der Anthroposophie, in der wir viele zentrale Bücher Rudolf Steiners studiert haben. Da sich der eigene Horizont mit jedem zusätzlichen Werk erweitert und die Zusammenhänge immer verständlicher werden, wird man die Antworten auch von Zeit zu Zeit überarbeitet, zusammengefaßt oder erweitert finden. Die meisten Fragen sind gar nicht voneinander zu trennen, so daß man die obige Unterteilung lediglich als Anhaltspunkt oder Motivation verstehen sollte.

Wenn Sie weitere Fragen haben, dann schicken Sie sie uns, so daß wir dieses FAQ weiter ausbauen können!


Was ist Anthroposophie überhaupt?

Dies ist eine der schwersten Fragen, die man zur Anthroposophie überhaupt stellen kann. Steiner selbst wurde sie unzählige Male gestellt und er hat sich stets bemüht, durch viele verschiedene Umschreibungen einen Eindruck von ihrem Inhalt zu vermitteln. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch behaupten, daß es schier unmöglich ist, durch überschaubar kurze Definitionen, wie sie in der Naturwissenschaft an der Tagesordnung sind, eine einigermaßen umfassende Beschreibung der Anthroposophie zu geben. Niemals wird man jemandem durch abstrakte Formulierungen ein solch lebendiges Bild der Welt vermitteln können, wie es sich in der Seele eines Menschen auferbaut, der sich durch eigene Erkenntnisarbeit nach und nach in die Schönheit anthroposophischer Gedanken einzuleben beginnt. Solche Versuche müssen erfolglos bleiben, denn die Geisteswissenschaft ist um einiges umfangreicher und tiefgründiger als die Naturwissenschaft. Dies ist zwangsläufig so, beinhaltet die Geisteswissenschaft doch ALLE Gebiete menschlichen Denkens und Handelns und nicht nur die uns umgebende, physische Welt. Es ist sofort einsichtig, daß sich eine "Grand Unified Theory" (Große vereinheitlichte Theorie), wie sie die derzeitige Physik anstrebt, in Bezug auf eine Art Universalverständnis aller in der Welt wirkenden "Kräfte" scheitern MUSS, wenn sie ein restlos konsistentes Weltbild anstrebt, denn sie beschränkt sich ja ausschließlich nur auf die Sinneswelt. Wenn man auch davon überzeugt sein mag, daß man über irgendwie zu denkende höhere Gebiete der Existenz nichts erfahren könne, so kann man dennoch der Meinung sein, daß es solche geben muss.

Was also ist Anthroposophie? Versuchen wir es einmal Schritt für Schritt: Wie der Name schon sagt (er kommt aus dem Griechischen), handelt es sich hierbei um die "sophia" des "anthropos", also um die Weisheit (Wissenschaft) vom Menschen. Diese Art von "Geheimwissenschaft" gibt es laut Steiner schon, so lange Menschen denken können. Es hat scheinbar immer Menschen gegeben, die, weiterentwickelt als andere, dieses Wissen an Menschen weitergegeben haben, die bereit waren, solches Wissen zu besitzen. Seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts trat nun laut Steiner die Notwendigkeit ein, "gewisse Wahrheiten" allen Menschen bekannt zu machen, da die Menschen durch Wissenschaft und Forschung an einen Punkt kommen werden, wo diese Ergebnisse mit Erkenntnissen aus der Geisteswissenschaft verbunden werden müssen, damit der Mensch seine Entwicklung in der richtigen Art und Weise fortsetzen kann und nicht im vollkommenen, aber öden Materialismus stecken bleibt. Mit diesem Wissen und dessen Bekanntmachung hat sich Rudolf Steiner zeit seines Lebens beschäftigt.

Die Anthroposophie ist um die Jahrhundertwende 1800/1900 aus der Theosophie, der Wissenschaft des Göttlichen, entstanden, bzw. hat sich von dieser abgespalten, da Steiner, im Gegensatz zu den Theosophen, u.a. der Geburt und dem Leben Jesu eine fundamentalere Bedeutung für die Menschen zusprach als sie und weil er gewisse Ansichten der Theosophen durch seine geisteswissenschaftliche Forschung nicht bestätigen konnte. Die Anthroposophie gibt Einblicke in die Gesamtheit Mensch und in die Zusammenhänge des Menschen mit der ihn umgebenden Welt. Dabei stützt sie sich nicht auf Thesen, Dogmen oder irgendwelche Modelle der Welt, sondern sie vermittelt ein Bild der Welt, das nur aufgrund von Beobachtungen gewonnen wurde und wird. Daß sich diese Beobachtungen nicht allein aus der sinnlichen Welt gewinnen lassen ist aus den obigen Ausführungen klar, und darin sehen viele Kritiker die "Schwachstellen" der Anthroposophie. Doch Rudolf Steiner sagt, daß es durchaus möglich sei, solche Beobachtungen zu machen, vorausgesetzt man hat diese "höheren" Sinnesorgane in sich entwickelt. Wie man zur Ausbildung dieser Organe gelangen kann, dafür gibt er konkrete Anleitungen. Diese sind vielen jedoch zu schwierig oder in unserer hektischen Umgebung nicht leicht durchzuführen. An einem einfachen Vergleich kann man sich jedoch klarmachen, was gemeint ist. Stellen Sie sich vor, sie sähen mit den Augen einer Fledermaus. Da würden sie nicht viel von der Welt mitbekommen. Wie sieht wohl die Welt aus, wenn man sich mit Hilfe von Ultraschall einen "Eindruck" von den umgebenden Objekten macht? Faszinierende Vorstellung, oder? Ohne entwickelte Augen würde uns die Welt ja ebenfalls dunkel bleiben! Warum ist es also so schwer zu glauben, daß die Entwicklung des Menschen und damit auch seiner Sinnesorgane mit dem heutigen Stand nicht abgeschlossen ist? Alles befindet sich in einem stetigen Fluß und so fällt es zumindest mir nicht schwer, anzunehmen, daß es nach und nach Menschen gibt, die gleichsam wie eine weiterentwickelte Fledermaus unter ihren "blinden" Artgenossen plötzlich für das Licht und die Farben "hellsichtig" werden. Dies ist natürlich nur ein Sinnbild, es verdeutlicht aber, so finde ich, was gemeint ist.

Natürlich ist es verständlich, daß in einer Hoch-Zeit des Materialismus, die mit großen Erfindungen, die durchaus auch die Anthroposophen zu würdigen wissen, den Schein erweckt, die Welt zu verstehen, man von übersinnlichen Wahrnehmungen nicht sprechen darf, wenn man nicht öffentlich belächelt werden möchte. Doch es läßt sich auch ohne Diplom in diesem oder jenem Fachgebiet einsehen, daß die heutige Wissenschaft nicht ausreicht, um ein befriedigendes Weltbild zu erstellen. Das Schöne an der Anthroposophie ist eben, daß sie nicht sagt, daß diese Wissenschaft falsch ist, sondern, daß man sie ergänzen muß, mit Gedanken, die sich aus geistiger Forschung als richtig erwiesen haben. Das faszinierende ist, daß die Anthroposophie der Wissenschaft in keiner fundamentalen Weise widerspricht, sondern sie eben nur dort ergänzen will, wo man nur zu oft gesagt bekommt, daß man sich dieses oder jenes nicht vorstellen könne oder daß dieses oder jenes ja nicht real sei, da man es ja nicht mit Händen greifen könne. (Da sollen mir die Wissenschaftler aber auch mal ihr liebevolles Gefühl ihrem Partner gegenüber auf einem Tablett servieren und gleich dazu sagen: Schau mal, ich habe meinen Partner 2 * Pi * a lieb, wobei a die Augenfarbe ist.) ;-)

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Wo ist denn die Anthroposophie bitte schön überhaupt eine Wissenschaft?

Diese Frage kann ich durch mein bisheriges Studium der Anthroposophie in aller Gelassenheit beantworten, auch wenn das mit sich bringt, daß man den derzeit engen Begriff dessen, was man als Wissenschaft zu bezeichnen pflegt, dahingehend erweitern muß, daß man auch nicht durch die gewöhnlichen Sinne erworbene Erkenntnisse in eine Wissenschaft integrieren kann. Natürlich, die allgemeine Beschreibung dessen, was eine Wissenschaft ist, beinhaltet eine solche Forderung nicht. Die üblichen Forderungen, die man an eine Wissenschaft stellt sind Intersubjektivität und empirische Überprüfbarkeit. An beidem scheint die Anthroposophie zu scheitern, und dennoch hängt dieses Urteil entscheidend davon ab, welchen Standpunkt man gegenüber dieser Frage einzunehmen in der Lage ist. Betrachten wir einmal den ersten Punkt, die Intersubjektivität. Was sagt sie aus? Sie sagt aus, daß der Ausgang eines Experimentes bzw. das Ergebnis einer Messung nicht PRINZIPIELL von der Person abhängen darf, welche den Versuch durchführt. Natürlich, die Quantenmechanik hat gezeigt, daß ein Ergebnis davon abhängt, OB man eine Messung durchführt oder nicht, d.h. daß der Akt der Beobachtung die Messung in einem Maße beeinflußt, der nicht mehr zu vernachlässigen ist. Doch auch hierbei ist es unerheblich, WER diesen Versuch durchführt, also ob es sich um die Person X oder die Person Y handelt. Wenn die selbe Messung in der selben Weise exakt kopiert wird, werden sich die gleichen Ergebnisse einstellen, egal wer den Versuch durchführt. Dies ist natürlich eine Idealisierung, die sich selbst unter optimalen Bedingungen so niemals realisieren lassen wird. Aber es ist IM PRINZIP möglich und das ist die Aussage der Intersubjektivität: Das Ergebnis einer Messung darf im Prinzip nicht von speziellen Eigenschaften der messenden Person abhängen. Betrachten wir also einmal diese wichtige Eigenschaft einer jeden Wissenschaft. Nimmt man diese Forderung wörtlich, so müßte man also sagen können, daß jede Person, die ich auf der Straße anspräche und aufforderte die gleiche Messung durchzuführen, zu dem selben Ergebnis käme, wie ich. Ist dem tatsächlich so? Ich glaube, wenn man eine Statistik erstellen würde, käme man zu einem recht enttäuschenden Ergebnis. Ich würde vermuten, daß lediglich eine von hundert Personen überhaupt verstünde, was von Ihnen verlangt wird. Treffe ich aber durch Zufall einen Physiker, so wird dieser nach kurzer Einarbeitungszeit sofort in der Lage sein, die Messung in der gleichen Weise zu wiederholen und, wenn er keine Fehler macht, zu den gleichen Ergebnissen kommen. Was unterscheidet nun die beiden "Kandidaten"? Nun, die Antwort liegt auf der Hand: Etwa 5 Jahre Studium der Physik!

Was ich damit sagen will ist, daß der überwiegende Teil der Menschheit gegenüber den Wissenschaftlern in der selben Lage ist, wie die Wissenschaftler gegenüber den Menschen, die Forschungen auf geistigem Gebiete anstellen. Ich denke sogar, daß dieser Vergleich insbesondere auch für das Mengenverhältnis der Leute zutrifft, die sich in der jeweiligen "Kategorie" befinden. Geht man von 6 Milliarden Menschen aus, so sind unter ihnen vielleicht eine Promille Wissenschaftler. Menschen mit Erfahrungen aus den höheren Gebieten der Existenz findet man aber weltweit vielleicht lediglich ein paar tausend und von diesen sind höchstens eine Handvoll wirkliche Eingeweihte. So wie man sich in einem langjährigen Studium mühevoll die gängige Physik aneignen kann, um zu verstehen, was die Naturwissenschaft über die Welt zu sagen hat, so kann man sich als Wissenschaftler wiederum "weiterbilden" und in stetiger Übung versuchen, seine höheren Sinne auszubilden. Zwar ist es der Weg über die Wissenschaften nicht der einzige, um sich mit dem Gebiet der Geisteswissenschaften erfolgreich zu beschäftigen, doch, so betonte Rudolf Steiner immer wieder, ist ein an der Naturwissenschaft geschulter Geist, insofern er sich durch sein Studium keine Scheuklappen hat anlegen lassen, in einer leichteren Ausgangsposition, gerade weil die Heranbildung zu geisteswissenschaftlicher Forschung eine Seelenbetätigung erfordert, die der beim Studium naturwissenschaftlicher Disziplinen durchaus ähnelt, in der Geisteswissenschaft nur noch in viel intensiveren Maße erforderlich ist!

Somit kommt man zu dem Schluß, daß die Intersubjektivität in den Wissenschaften eigentlich auch nur für die Menschen relevant ist, die sich auf eine intensiven Art und Weise mit Wissenschaft auseinandergesetzt haben. Dies wird innerhalb wissenschaftlicher Kreise jedoch gerne Übersehen und so hält man die Intersubjektivität für etwas, was auf alle Menschen anwendbar ist. Natürlich, IM PRINZIP ist dies ja richtig, nur vergißt man die sich über Jahre erstreckende Ausbildung, durch die man erst in die Lage versetzt wird, die Eigenschaft der Intersubjektivität in den Wissenschaften überhaupt durch sich selbst erfahren zu können.

Also: Der Anthroposophie kann auf ihrem Forschungsgebiet die Intersubjektivität von heutigen Wissenschaftlern ebenso wenig abgesprochen werden, wie der gängigen Wissenschaft die Intersubjektivität nicht von wissenschaftlich ungebildeten Menschen abgesprochen werden kann.

Dies wird man immer zu berücksichtigten haben, vorallem jedoch von Wissenschaftlern, die sich dem Irrtum hingeben, daß alle Menschen ihr Weltbild von Atomen, Kräften oder anderen "bewiesenen Tatsachen" ad hoc teilen.

Betrachten wir aber nun einmal den zweiten Begriff, die empirische Überprüfbarkeit. Was sie betrifft, so kann vieles von obiger Argumentation übernommen, jedoch auch entscheidend Neues hinzugefügt werden. Ist ein Studium der Physik schon nicht ganz einfach zu bewältigen, so gilt dies in einem erhöhten Maße noch für die Geisteswissenschaft. Die Physiker werden heute in der Regel gerade darauf trainiert, sich NICHTS mehr unter den Dingen vorzustellen, die sie beschreiben. Ziel ist es, Modellbauer der Natur zu werden. So kann man heute mit Auszeichnung sein Physikstudium beenden, ohne sich jemals darüber Gedanken machen zu müssen, WAS man denn die Jahre über mathematisch zu beschreiben gelernt hat. Um Physik zu studieren braucht man als "Werkzeuge", neben einem funktionierenden Verstand natürlich, nichts weiter als die Sinne, die einem schon durch die Geburt mit auf den Weg gegeben wurden. Man kann Physik erlernen, ohne sich dabei in menschlicher Hinsicht weiterentwickeln zu müssen. So ist es durchaus möglich, auf der einen Seite ein hochgezüchteter Akademiker zu werden und auf der anderen Seite sozial zu verblöden. Das hatte Steiner schon seinerzeit erkannt, er schrieb sinngemäß: "Die Wissenschaften, welche aus den Hörsälen unserer Universitäten kommen, vermögen nichts für das soziale Leben." Und so trifft man nicht selten Menschen, die sich in die komplexesten mathematischen bzw. physikalischen Sachverhalte hineindenken können, auf die Frage jedoch, was sie als Sinn der menschlichen Existenz betrachten, sich gerade mal zu einer Idee aufschwingen können, die sinngemäß nicht mehr aussagt, als daß der Mensch der Erlösung entgegenlebe, unter der sie sich jedoch nicht das geringste vorzustellen in der Lage sind. Dies ist nicht abwertend gemeint, ich habe den größten Respekt vor den religiösen Ansichten eines jeden Menschen, aber es ist eben ein bezeichnendes Merkmal der heutigen Zeit, daß man selbst bzw. gerade bei angehenden Wissenschaftlern eine gewisse Gleichgültigkeit für die zentralen Fragen menschlichen Lebens bemerken kann.

Als Physiker muß ich mich weder persönlicher Gedanken enthalten, noch bin ich gezwungen, mich meiner dem Geist schadenden Gewohnheiten zu entledigen, um auf dem Gebiet der Physik Herausragendes zu leisten. Wenn ich mich heute betrinke, mir bis zur Übelkeit den Bauch vollschlage oder sonstigen Trieben nachgehe, kann ich trotzdem davon ausgehen, daß, wenn ich nur etwas Zeit verstreichen lasse, die Ergebnisse meiner gestrigen Messung sich heute reproduzieren lassen. Kurz: Man benötigt lediglich seine angeborenen Sinne und mag es einem auch noch so oft behagen, diese zu betäuben, sie werden sich früher oder später wieder regeneriert haben. Deshalb ist es möglich, daß die gängigen Wissenschaften überhaupt so etwas wie die empirische Beweisbarkeit zu jeder Zeit an jedem Ort von jedem Menschen fordern können, denn zu ihrer Verifizierung kann man sich im Normalfall zu jeder Zeit und an jedem Ort auf seine Sinne verlassen. Ein Leitspruch der gängigen Wissenschaften könnte demnach sein:

"So kompliziert die Forschung auch sei, meine Gedanken darüber sind frei."

Will man jedoch auf dem geistigen Gebiete etwas erreichen, so steht man vor einer gänzlich anderen Situation. Denn wie zur Forschung auf sinnlichem Gebiete zunächst die "gottgegebenen" Sinne ausreichen, zu deren Entstehung man nichts beitragen mußte, so benötigt man zur Erkenntnisgewinnung auf geistigem Gebiete "geistige Sinnesorgane", die einem in Form des Denkens jedoch durch die Geburt nur in ihren rudimentären Ansätzen gegeben wurden. Nun wird man leicht spotten und behaupten können: Was soll denn das Gerede über geistige Sinnesorgane, es kann sich doch eh niemand etwas darunter vorstellen was das sein soll! Ich bin jedoch der Meinung, daß man mit etwas guten Willen und Ausdauer durchaus eine Vorstellung von solchen "Sinnesorganen" bekommen kann. Man muß sich dabei vorstellen, daß man das Denken in sich so verstärken muß, daß das Denken selbst zum Organ der Wahrnehmung wird. Sicher, für Menschen die im Denken nichts weiteres sehen, als etwas, was der Mensch den Dingen der Außenwelt lediglich HINZUFÜGT, welches aber nicht der Welt "an sich" angehört, wird dies eine schwer nachvollziehbare Vorstellung sein. Doch hat man einmal verstanden, daß der Begriff, den man durch gedankliche Arbeit zu der sinnlichen Wahrnehmung hinzufügt, mit dem beobachteten Gegenstand zusammengehört und es nur die menschliche Konstitution ist, die die Dinge getrennt wahrnimmt, um dann durch die Synthese von Wahrnehmung und Begriff zur Erkenntnis zu gelangen, so ist der wichtigste Schritt zum Verständnis des oben Gesagten getan. Es liegt an in der Natur, daß die Wahrnehmung des sinnlichen Gegenstandes VOR dem begrifflichen Gegenstück im Bewußtsein des Menschen erscheint, sondern es liegt dies, so Steiner, in der menschlichen Organisation selbst begründet, daß er ein Objekt, welches in sein Bewußtsein fällt, zuerst "sieht" und erst danach den dazugehörenden Begriff "wahrnimmt". Das man dies im täglichen Leben nicht bemerkt, liegt einfach daran, daß dieser Prozeß auf der einen Seite recht schnell abläuft und man sich auf der anderen Seite zu sehr an dieses Vorgehen gewöhnt hat. Nur manchmal, wenn man etwas sieht, was man nicht auf anhieb erkennt, kann man an sich selbst erleben, wie man verzweifelt nach einem Begriff dessen sucht, zu dem man die Wahrnehmung gerade vor Augen hat. Dann erst erlebt man, was die Wahrnehmungen OHNE ihre begrifflichen Gegenstücke wert sind, nämlich nichts! Man kann nichts mit Ihnen anfangen. Erst dann beginnen die sinnlichen Dinge für uns von Bedeutung zu werden, wenn man sie durch das Hinzufügen IHRES Begriffes in sein bisheriges Repertoire an Erkenntnissen aufgenommen und eingesponnen hat, so daß sie im Zusammenhang mit den anderen ihren Platz einnehmen können.

Dieses Vorgehen scheint etwas speziell Menschliches zu sein. Steiner sagt nämlich, daß es z.B. Wesenheiten gebe, die NICHT in Raum und Zeit denken, sondern denen die Begriffe ebenso und unmittelbar gegeben sind, wie uns lediglich die sinnlichen Gegenstände. Sie erkennen sozusagen, anschaulich-physikalisch gesprochen, den ganzen "Phasenraum" der uns bekannten Welt in EINEM MOMENT, während wir erkenntnistheoretisch lediglich immer nur einzelne Trajektorien zeitlich "abschreiten" können, um uns nach und nach ein immer vollständig werdendes Bild von der Welt zu machen. Man kann sich jedoch, so Steiner, durch intensive Übungen dahin bringen, diesen Modus der Erkenntnisgewinnung "auszubauen". Dies erfordert jedoch einige Mühen, da man dabei innerlich an sich arbeiten muß und geliebte Gewohnheiten, die sich durch jahrelange Trägheit eingeschlichen haben, abgestellt werden müssen. Es ist nicht jedermanns Sache, seine Bequemlichkeit zu überwinden und seine persönlichen Wünsche einmal in den Hintergrund zu stellen, um sich einer Sache ganz hingeben zu können. Den meisten fehlt dazu ja auch jede Motivation, sehen sie denn Sinn des Lebens doch scheinbar nur in der Vermehrung ihres eigenen Glücks und in der Erhöhung ihrer Lebensqualität.

Damit man sich wenigstens eine kleine Vorstellung davon bilden kann, was mit geistigen Sinnesorganen gemeint ist, hier ein von Steiner angeführtes Beispiel: Man stelle sich vor, die einem von Geburt an gegebenen Sinne würden eine Art "Eigenleben" entwickeln und plötzlich einen Teil dessen was sie wahrnehmen, zu ihrer eigenen Unterhaltung zurückbehalten. Wie verfälscht würde uns die Welt dann erscheinen? Alle Sinnesorgane liefern uns aber in selbstloser Art und Weise Informationen über die Welt, damit sich der sich ihr bedienende Mensch ein Bild von seiner Umgebung machen kann. Es hat sich jeder daran gewöhnt, daß die Sinne kein Eigenleben führen. Beim Denken hat dies scheinbar jedoch jeder akzeptiert. So glaubt man scheinbar, daß das Denken nur Sinn macht, wenn man es auf die Außenwelt richtet und auch nur dann, wenn sich dadurch persönliche Wünsche oder Triebe befriedigen lassen. Die wenigsten haben einmal erlebt, welches Potential dem Menschen durch das Denken gegeben wurde und welche Glücksgefühle man erleben kann, wenn man rein im Geiste etwas erfaßt hat!

Überträgt man also dieses Bild auf das Denken, so bekommt man vielleicht eine Ahnung, was Steiner meint, wenn er sagt, daß Denken solle sich zu unpersönlicher und selbstloser Beobachtung erziehen, wenn es die hinter der Sinneswelt arbeitenden "Wesenheiten" in ihrer wahren "Gestalt" erkennen wolle. Dies bedeutet jedoch nicht, daß man zu gefühllosen Menschen mutieren soll, sondern man soll in sich einen Fixpunkt schaffen, von dem aus man gegen die scharfe Brandung des täglichen Lebens ankommen kann. Man soll nicht die Gefühle in sich ausrotten, sondern man soll Lust und Schmerz selbst zu SINNESORGANEN machen, die einen nicht länger hin und herwerfen, sondern einem etwas über sich und die Welt verraten können. Dieser Fixpunkt bei alledem soll im Denken liegen, denn dieses ist eigentlich dasjenige, was einen Menschen zum Menschen macht.

Hat man dies begriffen, so wird auch klar, was es mit der Forderung nach Beweisen auf sich hat. Was diese Forderung angeht, so muß gesagt werden, daß auf geistigem Gebiete eben andere Gesetze herrschen, die es absolut unmöglich machen, empirische Beweise zu jeder Zeit und an jedem Ort nach Lust und Laune erbringen zu können. Zum einen liegt es an dem Forscher selbst, ob er in der Lage ist, in sich die nötige Ruhe und Konzentration schaffen zu können, um überhaupt erst eine Voraussetzung für Beobachtungen auf geistigem Gebiete zu schaffen. Zum anderen lassen sich laut Steiner geistige Wahrnehmungen nicht erzwingen. Es hängt ganz entscheidend von der "Gegenseite" ab, ob und welche Einsichten einem Geistes- Wissenschaftler gegeben werden. Dies dient unter anderem dem Selbstschutz, da es einige Kraft und Mut kostet, gewissen Wahrheiten gegenüberzutreten. Das wußte übrigens schon Goethe, der seinen Faust, als dieser den Erdgeist anrief, sprechen läßt: "Weh ich ertrag Dich nicht!" und dieser antwortet: "Du gleichst dem Geist den Du begreifst, nicht Mir!"

Ein weiterer schwerwiegender Punkt ist die Tatsache, daß, eigentlich nicht anderes als in den gängigen Naturwissenschaften, ein Beweis für eine geistige Beobachtung, nur von jedem selber für sich selbst erbracht werden kann. Man gibt sich einem Irrtum hin, wenn man glaubt, jemand anderer könnte einem den Beweis für etwas abnehmen, von dem man selbst noch nie etwas gehört hat. Dabei ist dieser Sachverhalt doch jedem aus der Mathematik "leidlich" bekannt. Will jemand den Satz von Pythagoras begreifen, so kann man sich den Beweis noch so oft vorrechnen lassen, man wird ihn erst dann "verstehen", wenn man den "Beweisweg" selbst gegangen ist. Es ist dies der gleiche Fall wie in der Erforschung geistige Tatsachen, ist die Mathematik doch ein Teil davon! Der Weg der Geisteswissenschaft IST EIN BEWEISENDER. Macht man sich auf diesen Weg, so werden einem alleine durch das Verständnis dieser Dinge, die Beweise stets Stück für Stück "nachgeliefert". Wer glaubt, erst müsse ihm jemand den Beweis für die Existenz geistiger Dinge erbringen, bevor er selbst sich mit ihnen beschäftige, der macht sich von diesen Dingen ein falsches oder zu primitives Bild.

Also: Die empirische Beweisbarkeit ist auch in der Anthroposophie gegeben. Nur derjenige glaubt, das dem nicht so sei, der zu den empirisch beweisbaren "Fakten" Dinge zählt, wie die Tatsache, daß ein in die Luft geworfener Stein immer wieder zu Boden fällt oder es im Wechsel von einigen Stunden immer wieder hell und dunkel wird. Denn auch diese Dinge können nicht bewiesen werden, sondern müssen stets von Neuem Objekt der Beobachtung werden. Beweisen lassen sich überhaupt nur die Dinge, die auf unverrückbaren, einmal festgelegten AXIOMEN beruhen. Diesen Fall jedoch gibt es eigentlich nur in der Mathematik oder anderen Geisteswissenschaften und gerade NICHT in der Sinneswelt. Wer das nicht anerkennen will, der sollte sich einmal überlegen, ob er überhaupt noch seinem Denken trauen kann, entzieht sich die Richtigkeit des Denkens doch jedem Versuch eines empirischen Beweises. Dann jedoch muß er jede Form von wissenschaftlicher Arbeit prinzipiell anzweifeln...

Was ist also nun Wissenschaft?
Rudolf Steiner gibt dafür eine schöne Definition:

Wissenschaft ist die Betätigung der Seele im Streben nach Wahrheit.

Wohlgemerkt im Streben, denn das irren gehört zum Menschen. Auch Steiner wird sich hier und da geirrt haben, aber von der Konsistenz, die sich in seinen Büchern finden läßt, die sich über unzählige Schriften und Vorträge ungetrübt erhält und dabei kein Gebiet menschlichen Lebens ausspart, kann die heutige Wissenschaft nur träumen. Diese ist ein Konglomerat aus Teilmodellen, die mehr oder weniger unvermittelt neben einander existieren und wo eine Schnittstelle in vielen Fällen in weiter Ferne zu liegen scheint. Jeder kann sich irren, das ist ein unvermeidbarer Bestandteil jeder praktizierten Wissenschaft. Aber auf die Einstellung gegenüber der Wahrheit kommt es an. Fällt es einem schwer, objektive Tatsachen anzuerkennen, auch wenn sie einem nicht ins Weltbild passen? Ist man wirklich nur an der Aufdeckung der Zusammenhänge in der Natur interessiert, oder klammert man sich lediglich an das seit Jahren praktizierte, einmal erworbene Wissen. Kümmert man sich nur um die Bestätigung des eigenen Modells oder kann man seine wie auch immer geartete Meinung aussen vor lassen und nur den Fakten folgen? Alles dies sind Dinge, die entscheiden, ob man im wahrsten Sinne des Wortes WISSENSCHAFTLER ist, ob man WISSEN SCHAFFT !

Ein Wissenschaflter ist für mich jemand, der ungeachtet aller persönlichen Ansichten und Wünsche sich ausschließlich der Wahrheit verpflichtet fühlt und jeder Zeit in der Lage ist, sein Weltbild von heute auf morgen komplett zu verändern, wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen. Vielleicht findet man diese Beschreibung dessen, was ich für wissenschaftlich halte, in keinem Lexikon, wurde mir dies doch einmal von einem engagierten Kritiker vorgeworfen, doch dafür drückt es die meines Erachtens nötige SEELENSTIMMUNG eines jeden Wissenschaftlers besser aus, als Begriffe wie "Intersubjektivität" und "Beweisbarkeit". Gerade dies ist es aber, was die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners (Anthroposophie) ausmacht. So unbequem vielleicht dem einen oder anderen Menschen das von Steiner gesagte erscheinen mag und wie wenig man seinem Gesagtem Glauben schenken möchte, es ist das, was er durch seine Forschung gefunden hat und für mich ist es gerade ein Anzeichen FÜR die Glaubwürdigkeit Steiners, daß seine Mitteilungen den heute Lebenden so phantastisch erscheinen und er dem gegenwärtig etablierten Weltbild nicht nach dem Munde redet. Das soll nicht bedeuten, daß nur das richtig sein kann, was zunächst abwegig und abstrus erscheint, doch verdächtig fände ich es, wenn das, was die Welt im Inneren zusammenhält, mit dem jetzigen Verstande umfaßt werden könnte. Diese Einstellung machen einen wahren Anthroposophen übrigens auch so gut gefeit vor Quacksalbern, Sektenvereinigungen oder anderen Scharlatanerien. Das von ihnen Mitgeteilte erscheint meistens bereits nach kurzer Zeit so widersprüchlich, das die Unhaltbarkeit des Gesagten schnell konstatiert werden kann. Auch dies ist eine Tatsache, die Steiner als glaubwürdig erscheinen läßt, denn ich behaupte einmal, daß das, was er durch seine Forschungen erfahren hat, kein noch so komplexer und intelligenter Verstand konstruiert haben kann, ohne sich nicht früher oder später in unlösbaren Widersprüchen zu verstricken.

Zuguterletzt noch etwas es zu den Erfolgen der heutigen Wissenschaft. Ich bin der letzte, der die wissenschaftlichen Erfolge nicht respektieren und schätzen würde. Ich besitze ein Telefon, einen Fernseher, einen Computer und ein Handy. Aber ich bin mir durchaus bewußt, daß mir alle diese Erfolge nichts über mich oder den Sinn meiner Existenz verraten werden. Nicht das Sie mich falsch verstehen, ich schätze die gängigen Wissenschaften nicht gering ein, im Gegenteil, sonst würde ich sicher nicht Physik studieren. Aber ich bin mir durchaus bewußt, daß man mit ihnen zwangsläufig auf Grenzen der Erkenntnis stößt, die man nur dadurch überwinden kann, daß man die Methodik ändert. Wie sagte doch der Quantenphysiker John Gribbin in seinem Buch "Schrödingers Katze": Niemand habe die Quantenmechanik bisher wirklich verstanden, daß man trotzdem Laser bauen könne, beruhe einfach darauf, daß die Wissenschaftler in der Vergangenheit Rezeptbücher entworfen hätten, nach denen man nur genau vorzugehen brauche. Denn seien wir mal ehrlich: Wer kann denn, trotz Begriffen wie "optisches Pumpen", "stimulierte Emission", oder "Quantensprung" und den umfangreichen und geistreichsten Modellen, wirklich erklären, was im Inneren eines Lasers passiert?

Ich sage dies alles hier auch deshalb mit einer gewissen provokativen Direktheit, weil immer mehr Stimmen aus den naturwissenschaftlichen Disziplinen laut werden, die der Geisteswissenschaft den Rang einer wissenschaftlichen Disziplin absprechen wollen. Ein Paradebeispiel dieser Denkart ist die Tatsache, daß es einigen Menschen heutzutage sogar peinlich zu sein scheint, daß die Menschen so etwas wie "Geisteswissenschaften" überhaupt hervorgebracht haben. Dies war wohl auch der Grund, warum man sie kurzerhand in "Kulturwissenschaften" umbenannt hat. Nicht wenige werden auch dem Mißverständnis erliegen, daß es sich bei den Geisteswissenschaften um eine Wissenschaft handele, die man mit dem Geiste ausübt. Oft ist heutzutage zwar genau das gemeint, richtig ist jedoch, daß es sich bei der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners um die Wissenschaft VOM GEISTE handelt, diesen also zum Objekt der Forschung hat. Mit dem neuen Etikett "Kulturwissenschaft" versucht man nun also die Anerkennung in den hohen Sphären der wahren Wissenschaften, eine wissenschaftliche Disziplin zu sein, wiederzuerkämpfen. Ich denke, die Geisteswissenschaften haben es gar nicht nötig, sich vor dieser kurzzeitigen Art und Weise, Wissenschaft zu betreiben, rechtfertigen zu müssen. Die Geisteswissenschaften gab es schon, noch bevor irgend jemand auf die Idee kam, Werkzeuge aus Steinen herzustellen, und sie wird es auch noch geben, wenn die "einzig wahren Wissenschaften" längst als Entwicklungsstufe der damaligen Zeit erkannt worden sind. Die Geisteswissenschaften haben es nicht nötig, sich nach diesem Maßband messen zu lassen, auch wenn der eine oder andere nie verstehen wird, warum die heutige Wissenschaft "letzten Endes" für die Menschheitsentwicklung "brotloser" sein wird, als alle Geisteswissenschaften es zusammen je sein könnten. Denn brotlos kann sie nur denen sein, die das Ziel allen wissenschaftlichen Forschens allein in der Erhöhung ihrer Lebensqualität sehen, und denen die wahren "Leckerbissen", die das Leben zu bieten hat, nämlich das reinste Glück, im Geiste etwas vom "Erkenntniskuchen der Welt" genascht zu haben, bisher verborgen geblieben sind. Als angehender Physiker habe ich höchsten Respekt vor den Errungenschaften unserer Vorfahren auf wissenschaftlichem Gebiete, aber noch viel mehr Respekt habe ich vor der Geisteswissenschaft, da sie in Gebiete vordringt, die das Leben erklärbar und übersichtlich machen. Alles das wird die Naturwissenschaft niemals leisten können.

Nachdem wir nun die herkömmlichen Bestandteile einer Wissenschaft untersucht haben, noch ein paar Worte in eigenes Sache: Wissenschaftlich ist die Anthroposophie gerade deshalb, weil sie auf geistigem Gebiet mit derselben Methode und Strenge forscht, wie die gewöhnliche Wissenschaft es in der Sinneswelt tut. Ich bin sogar der Meinung, daß, obgleich, nicht zuletzt durch eine scheinbare Bestätigung aufgrund technischer Erfolge, viele Wissenschaftler heutzutage der Ansicht sind, daß Ihr "Verfahren" den Inbegriff der Wissenschaftlichkeit repräsentiert, z.B. das Vorgehen in der heutigen Physik immer weniger ein "wissenschaftliches" ist, und da spreche ich aus eigener Erfahrung. Ein Zitat Steiners möge das verdeutlichen: "Wenn man von einer streng objektiven Wissenschaft fordert, daß sie ihren Inhalt nur aus der Beobachtung entnehme, so muß man zugleich fordern, daß sie auf alles Denken verzichte. Denn diese geht der Natur nach über das Beobachtete hinaus." Die Maxime einer streng objektiven Wissenschaft sollte sein, daß man alle zu untersuchenden Gegenstände nur beobachtet, und durch zahlreiche Beobachtungen ein und desselben Gegenstandes aus den verschiedensten Perspektiven, die Erklärung aus dem Dinge selber schöpft, und nicht aus subjektiv erdachten Hypothesen, die einem gerade in die naturwissenschaftliche Landschaft oder das gerade aktuelle Modell zu passen scheinen (Für Bescheidenheit gibt es kein Forschungsgeld). Ein solches Vorgehen proklamiert die Goetheanistische Naturwissenschaft. Es ist manchmal wirklich ein Graus wenn man sieht, wie die teilweise offensichtlichen Meßwerte vergewaltigt und verbogen werden, bis sie in das so seit 10 Jahren liebgewonnene Modell passen. Natürlich, das geht nur eine Zeit lang gut und letztenendes wird sich die Theorie verifizieren, falsifizieren bzw. sich als Grenzfall für bestimmte Fälle bestätigen lassen, dies entschuldigt jedoch nicht dieses Vorgehen, vorallem dann nicht, wenn man von sich behauptet, denn Inbegriff der Wissenschaftlichkeit zu repräsentieren. Man könnte hier unzählige Beispiele aus der Physik anführen, die als Paradebeispiel für das eben Gesagte dienen und die ich in meinem nun 8 semestrigen Studium zu genüge kennengelernt habe. Klar ist jedenfalls, daß sich die Zusammenhänge ohne Zwang aus den beobachteten Objekten von selbst ergeben MÜSSEN, denn wäre dem nicht so, würde die Natur doch nicht so perfekt "funktionieren"! Und das ist das heutige Dilemma. Man theoretisiert irgendwelche erdachten Mechanismen in die Natur hinein, und wundert sich nachher, daß man sie teilweise mit den Beobachtungen nicht in Einklang bringen kann. Dazu noch ein schönes Zitat von Steiner: "Man muß sich der Idee erlebend gegenüberstellen, sonst gerät man unter ihre Knechtschaft..."

Zuguterletzt möchte ich noch eine (humorvolle?) Anmerkung machen:

Die Wissenschaft benutzt die Sprache der Mathematik, und diese besitzt ihr Fundament in der Logik. Ohne Logik würde das ganze Gerüst zusammenbrechen. Da also die Logik ein notwendiges Mittel zum Beweis wissenschaftlicher "Tatsachen" ist, so möchte ich hier auch einmal etwas Logisches beitragen. Im übrigen sollte man sich einmal überlegen, daß die Naturwissenschaften eigentlich ja auf überhaupt keiner wirklichen Erkenntnistheorie fußen. Man nimmt an, daß das, was man mißt bzw. sieht, in irgendeiner Form "real" ist. Natürlich, eine allzu verständliche Annahme. Aber wie begründet man dies? Überhaupt nicht! Wenn diese Annahme auch richtig sein mag, so hängt dieses Vorgehen innerhalb der Naturwissenschaften trotzdem in der Luft. Und ein Armutszeugnis bzw. ein Beweis des Fehlens einer Reflexion des eigenen Gedankengutes ist es, wenn von Seiten der Naturwissenschaft, das Erkenntnisringen der Menschheit nach etwas, was sich selber stützt und was sich in der Philosophie jeder Zeitepoche widerspiegelt, als "im Trüben fischen" oder als "ins Blaue diskutieren" zu bezeichnen. Man kann über die Geisteswissenschaften denken wie man will, aber ein kritisches Denkvermögen, welches sie vor allem wissenschaftlichen Arbeiten dazu bewegt, einen Fixpunkt zu suchen, der sich selber stützt und auf dem man alles andere Aufbauen kann, wird man ihnen nicht absprechen können. Vor dieser Tatsache aus betrachtet, erscheint das heute praktizierte naturwissenschaftliche Denken geradezu wie ein kindlich Naives. IHR Fixpunkt ist lediglich das Axiom: Was ich sehe ist real! Und innerhalb dieses Standpunktes sind manche Wissenschaftler sogar noch inkonsequent, wie folgendes Beispiel zeigen soll:

Aussage A: Ich sehe (bzw. Ich messe)
Aussage B: Es gibt (Es existiert)
Die Wissenschaft sagt nun also: Aus A folgt B oder : A=> B ist wahr.
Ich sehe (bzw. ich messe), also gibt es. (C)

Nun lassen Sie uns einmal die Kontraposition zur Aussage C bilden, die innerhalb der Logik ja die selben Wahrheitswerte liefert.

Gibt es nicht, so sehe (bzw. messe ich) nicht. (D)

Was sagt die Wissenschaft, sofern sie positivistisch ist, aber nur all zu oft:

Ich sehe (bzw. ich messe) nicht, also gibt es nicht. (E)

Dies ist jedoch formal logisch inkorrekt.

Da C und E gleichzeitig Bestandteile der positivistischen Denkweise sind, muß dieser Standpunkt generell angezweifelt werden, da er zwei logisch inkompatible Elemente enthält.

Logik ist etwas schönes, nicht wahr? ;-) (Dies ist übrigens ein Bekenntnis und nicht ironisch gemeint.)

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Was unterscheidet die Anthroposophie denn von den Sekten?

Dies ist eine meiner Lieblingsfragen. Wie leicht will man doch alles als Sekte oder alternative Religionsbewegung ansehen, was nicht die einen umgebende Mehrheit findet. Heutzutage ist man evangelisch oder katholisch. Ist man keines von beiden, so machen sich die Nachbarn schon mal so ihre Gedanken. Wer jedoch unbefangen auf diese Dinge eingehen kann oder will, der wird doch ohne Zweifel zustimmen müssen, wenn ich sage: Glaube an eine Religion ist doch zum größten Teil eine Frage der Erziehung. Man wird entweder katholisch, evangelisch, muslimisch oder sonst wie erzogen. Dieser Glaube ist ein reiner Autoritätsglaube, d.h. man erkennt ihn einfach so an, ohne darüber nachzudenken. Das heißt nicht, daß ich z.B. den katholischen Glauben als unhaltbar ansehe, im Gegenteil, ich behaupte vielmehr, daß man ihn im rechten Zusammenhang mit anderen Religionen prüfen muß, um so zu einem Weltbild zu kommen, in denen alle Religionen, in denen ein Fünkchen Wahrheit steckt, sich wiederfinden können. Wiederum ein Punkt, welcher für die Anthroposophie spricht. Mag auch der gebildete Westen der Meinung sein, Reinkarnation in den Bereich des Aberglaubens verweisen zu müssen, so gibt es jedoch Abermillionen von Menschen, die in den Tiefen ihres Herzens glauben, daß die Wiedergeburt in irgendeiner Form Teil des Lebens ist. Sollten diese Menschen wirklich alle falsch liegen? Und was ist mit Christus oder Buddha, in welchem Zusammenhang stehen sie? Es ist klar, daß ein UMFASSENDES Weltbild so zentrale Glaubensschwerpunkte, die in abgewandelter Form in fast jeder Religion vorkommen, enthalten muß. Das schöne ist, daß die Anthroposophie diese Bedingung erfüllt! In ihr finden sich die Kerne aller großen Religionen wieder. Das Christusereignis, die Reinkarnation, und auch über die "Götter" der Antike erfährt man viel Interessantes. Natürlich, einige Religionen enthalten inkompatible Elemente, aber ich finde es ist zu verkraften, wenn man als Christ gesagt bekommt, daß, obwohl ein für die Menschen wichtiges zentrales Ereignis, die Geburt Christi im Weltzusammenhang nicht allein im Mittelpunkt steht, oder als Hindu hinnehmen muß, daß man zwar reinkarniert, jedoch nicht in irgendein niederes Tier. Steiner zeigt diese Mißverständnisse, die sich aus den verschiedenen, religiösen Lehren gebildet haben, sogar deutlich auf, so daß man versteht, wie es zu den einzelnen Ansichten der Religionen hat kommen können. Wie er dies konnte? Er verglich die Ergebnisse seiner geistigen Forschung mit den bestehenden Religionen und konnte durch Vergleich herausfinden, was den Tatsachen entspricht und was nicht.

Gegen diese Behauptung spricht jedoch die weitverbreitete Meinung: Da man über gewisse Dinge prinzipiell nichts wissen könne, müsse man eben daran glauben. Das jedoch ist eine Haltung, die ich nicht verstehen kann. Vielleicht wird die Menschheit ja niemals alles wissen können, aber daß sie fortwährend immer mehr wissen kann, das zeigt unsere Entwicklung doch Tag für Tag.

Nun, alles was eben nicht Mehrheitsglaube ist, wird in die Sparten der "Sekten" verbannt. Es ist ohne Zweifel richtig, daß es dort wirklich üble Gruppen gibt, die alles im Sinn haben, nur nicht die Weiterentwicklung der Menschen. Aber ein sehr positiver Aspekt der Anthroposophie ist, daß man durch klares Denken, vor allem durch konsequentes Zuendedenken, was ja heute selten geworden ist und was man durch Anthroposophie sehr gut üben kann, schnell erfaßt hat, welche Bewegung zur gesunden, positiven Entwicklung des Menschen beitragen möchte, und welche nicht (vgl. auch die Frage zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie). Auch das ist ein Punkt, den man sich mal überlegen sollte. Die Anthroposophie ist eine Wissenschaft, die durchweg Positives vermittelt, weil sie Wissen schafft. Sie bittet den Menschen, sich moralisch weiterzuentwickeln und sein Leben im Einklang mit seinem ganzen Umfeld einzurichten. Sicherlich ist das heutzutage schwierig, denn die Gesellschaft verlangt einem oft Dinge ab, die nötig sind, wenn man seine Existenz sichern möchte, die in großen Teilen von dieser Maxime abweichen. Aber es ist eben nur ein Ziel, auf das man hinarbeiten soll.

Ein weiteres, wie ich finde das schwerwiegendste Argument gegen die Aussage, daß Anthroposophie eine Sekte sei, ist das folgende: Sekten zeichnen sich dadurch aus, daß jemand Leute in seinen Kreis bringen will, indem er ihnen ein vorgefertigtes, von ihm persönlich erfundenes Schema zur DENKAUFLAGE macht. Der "Anführer" sagt, nur er könne die Wahrheit sehen und die Anhänger müßten Ihm vertrauen. Die Anthroposophie jedoch sagt ja gerade, daß JEDER die Wahrheit erkennen kann, wenn er nur genügend daran arbeite, sich die "Sinne" dafür auszubilden, die in Ihrem Keim in jedem Menschen vorhanden sind. Ich möchte dahingehend einmal ein Zitat von Rudolf Steiner selbst anführen, das er bei einem seiner unzähligen Vorträge, die er gehalten hat, zu diesem Thema gemacht hat:

"… denn man würde dabei voraussetzen, daß eine ganze Gesellschaft eine gemeinsame Überzeugung, ein gemeinsames Dogma haben würde. Das kann nicht sein. In dem Augenblick, wo eine ganze Gesellschaft - statutengemäß - auf ein gemeinsames Dogma schwören müßte, hörte sie auf, eine Gesellschaft zu sein, und es würde die Sektiererei beginnen. Hier haben wir die Grenze, wo eine Gesellschaft aufhört, eine Gesellschaft zu sein. In dem Augenblick, wo ein Mensch verpflichtet würde, eine von der Gesellschaft geforderte Überzeugung zu haben, hätte man es mit einer Sektiererei zu tun."

Und weiter:

"Man kann fragen: Welche Menschen kommen herbei, um über Anthroposophie etwas zu hören? - Und man wird sagen können: Es sind die, welche irgend etwas über geistige Dinge hören wollen. - Dieser Drang ist kein Dogma. Denn wenn jemand etwas sucht, wovon er nicht sagt, ich werde dieses oder jenes finden, sondern wo er, wenn er sucht, eben sucht, so ist dieses Suchen das Gemeinsame, was eine Gesellschaft, die nicht eine Sekte werden will, haben muß…"

Das muß glaube ich nicht weiter kommentiert werden.

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Wie kann man sich davon überzeugen, daß die Anthroposophie die Wahrheit vermittelt?

Zuerst einmal kann man sagen, daß es im Prinzip wirklich möglich ist, zu überprüfen, ob das von der Anthroposophie Ausgesagte der Wahrheit entspricht. Dieses Verifizieren ist aber, und dafür gibt es gute Gründe, die in der nächsten Frage noch erläutert werden sollen, bei weitem nicht so einfach, wie in der heutzutage praktizierten Wissenschaft. Zudem ist die Art der Beweismethoden eine verschiedene. Aber wenn man den ideellen Charakter eines Beweises verstanden hat, daß heißt, hat man verstanden, wie ein Beweis aufgebaut ist, und was das Eigentümliche ist, was jemandem das Gefühl gibt, "Heureka", so ist es, dann wird man auch die Beweismethoden verstehen und akzeptieren lernen, die in der Anthroposophie und vielen anderen Geisteswissenschaften zum Einsatz kommen. Man darf ja einer Geisteswissenschaft nicht zur Auflage machen, daß sie die Dinge, die sie geistig sieht, mit Papier und Bleistift bezeugt. Die Beweise der Geisteswissenschaften sind natürlich auch geistiger Art, sowie die Beweise für sinnliche Dinge sinnlicher Art sein müssen. Jeder, der diesen Punkt mit Uneinsichtigkeit ablehnt, der hat den ideellen Gehalt eines Beweises eben nicht verstanden. Das heißt aber nicht, daß man nicht Wirkungen der geistigen Tatsachen auf sinnlichem Gebiete verfolgen kann. Nur die direkten Ursachen, die Ihnen zu Grunde liegen, die kann man eben auf sinnliche Art nicht erkennen. Im übrigen machen es sich die gängigen Wissenschaften in diesem Punkte sehr leicht, denn sie versuchen erst gar nicht, die URSACHEN für das Gemessene herauszufinden. Sie postulieren dann einfach gewisse Aspekte in der Theorie, man könnte auch sagen, die Fragen werden sozusagen einfach "wegrenomiert" ;-)

Aber das Schöne ist eben, daß jeder Mensch sich durch Übung dahingehend entwickeln kann, diese Dinge zu verfolgen. Dieses ist sicherlich kein einfaches Unterfangen, gerade weil man heute selten die nötige Ruhe findet, um sich mit solchen Fragen tiefgehend zu beschäftigen. Aber derjenige Mensch, in dem diese urexistenziellen Fragen in der Seele mit genügender Kraft Tag für Tag aufleuchten, der wird auch die Kraft dazu haben, diesen "Erkenntnispfad" zu betreten.

Man muß sich aber auch folgendes vergegenwärtigen: Beweisen kann man Dinge auch nur dann, wenn diese Dinge nicht axiomatischer Natur sind, d.h. daß man z.B. durchaus "beweisen" kann, daß das Rascheln der Blätter durch den Wind erzeugt wird, aber man wird nicht beweisen können, daß der Baum an sich existiert. Gewisse Dinge sind eben in den geistigen Regionen ebenso als unumstößliches Faktum vorhanden, wie ein Baum der in der sinnlichen Welt vor mir steht, und den ich mit meinen Augen sehen kann. Niemand hat jemals von einem anderen verlangt, er solle einmal beweisen, daß der Baum da hinten steht, wo er steht. Das ist einfach sinnlos. Entweder man sieht den Baum, oder man sieht ihn nicht. Von was man überhaupt als Axiom ausgehen kann, daß verdeutlicht Rudolf Steiner sehr schön in seiner genialen Schrift "Die Philosophie der Freiheit". Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch geistige Zusammenhänge, die man mit ähnlichen Methoden beweisen kann, wie die Physik zum Beispiel Zusammenhänge in der Natur beweist. Einzig und allein muß man aber dann immer noch anerkennen, daß die Methoden und Hilfsmittel geistiger Natur sein müssen, wie die zum Beweisen von sinnlichen Dingen notwendigen Werkzeuge sinnlicher Natur sind. Das ist, wie ich finde, auch sehr einleuchtend.

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Warum konnten die Ergebnisse der Anthroposophie scheinbar nie bewiesen werden?

Steiner hat einmal sinngemäß gesagt: Wer einen Schritt im Geistigen tun will, muß erst drei im Moralischen tun. Und das ist heutzutage das größte Hemmnis. In unserer Ellenbogengesellschaft ist es fast unmöglich, sich moralisch und geistig in die Lage zu versetzen, um sich überhaupt erst ein gesundes Fundament für "Geistiges Schauen" zu erwerben. Zu einflußreich sind Neid, Habgier und Egoismus. Doch ohne die passende Seelenstimmung ist es nicht möglich, seine geistigen "Sinnesorgane" (in morgenländischer Philosophie Lotusblumen genannt) zur Entwicklung zu bringen. Noch ein weiterer Punkt erschwert diese Art der Wahrnehmung erheblich. Man ist so sehr an die Sinneswelt gebunden, daß alles, was man sich vorstellen kann oder will, aus dieser Sinneswelt entnommen ist. Ergo versucht man sich die geistige Welt als eine "feinere" Sinneswelt vorzustellen, die in analogen Bildern gesehen und analogen Vorstellungen gedacht werden kann. Dem ist aber eben nicht so. Deshalb sind die meisten Menschen bis dato für diese Dinge "blind" geblieben. Es ist eben ein geistiger Kraftakt, sich Einsichten in diese Welt zu verschaffen, und es kann Jahre dauern, bis man nur kleine Fortschritte bemerkt. Der aber, der unerbittlich Tag für Tag seinen Erkenntnisweg geduldig Schritt für Schritt geht, der wird auf jeden Fall irgendwann Erfolge zu verzeichnen haben. Ich sage das hier mit solcher Bestimmtheit, nicht weil ich schon zu den Glücklichen gehören würde, die Ihr Ziel erreicht haben, aber ich kann schon hier und da Veränderungen feststellen. Veränderungen in der Art, wie man sich gegenüber anderen Menschen verhält oder Veränderungen derart, daß man sich selbst anders (objektiver) zu sehen und zu beurteilen beginnt. Das gibt mir den Mut zu sagen, daß dieser Weg zu einem guten erreichbaren Ziel führt.

Die heutige Zeit ist eben eine sehr "feste" materialistische Epoche der Menschheitsentwicklung, die durchaus Ihren Sinn und Zweck hat. Deshalb sind die Vorstellungen der Physik, der Psychologie oder anderen Wissenschaften eben auch so von dieser "derben" Festigkeit geprägt. Es ist jedoch ebenso erkennbar, daß ein Wandel stattfindet. Die Menschen werden sensibel für Dinge geistiger Art, das merkt man im Alltag genau so wie im täglichen Fernsehprogramm. Mystery, wohin man schaut. Und dieser Wandel bringt es mit sich, daß die Menschen sich nach etwas sehnen, was hinter den Dingen liegt, aber genau so real erfahrbar ist, wie das, was sie aus der Sinneswelt her kennen. Nun, die Anthroposophie kann Vorschläge machen, wie man selber zu Erfahrungen kommen kann, die sich auf die übersinnliche Realität beziehen. Man muß sich jedoch klar darüber sein, daß diese Vorstellungen einen anderen Charakter haben, als die, die der Sinneswelt entlehnt sind, oder denen, die man im Fernsehen sieht! Daß die Menschen, die solche Bedürfnisse haben, im Moment in der Minderzahl sind, sollte niemanden davon abhalten, sich dahingehend kundig zu machen. Dafür haben wir auch unter anderem diese Seiten entworfen. Aber die absolute Wahrheit ist eben nicht davon abhängig, wie viele zu dieser Wahrheit einen "Zugang" haben. Darum sollte man sich nicht unterkriegen lassen.

Aber die heutigen "Forscher" werden eben in einem materialistischen Denken erzogen, und darin sind sie wirklich zu besonderen Leistungen fähig. Nur weil im Moment nur wenige, und dazu noch nicht einmal auf breiter Ebene anerkannte Menschen, geistige Forschung betreiben, heißt das nicht, daß dies Unsinn ist. Ich bin davon überzeugt, daß in den nächsten Jahrzehnten diese beiden Seiten der einen "Realität" zueinander finden werden. Ich denke, daß das Gleiche nur von gänzlich verschiedenen Seiten angegangen wird. Aber irgendwann wird man sich sicherlich in der Mitte treffen…

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Wer war Rudolf Steiner überhaupt? War Rudolf Steiner etwa ein "Übermensch"?

Rudolf Steiner war äußerlich zu erst einmal ein Mensch wie jeder andere. Ein Kopf, zwei Beine, zwei Arme und was man sonst noch so alles hat.

Aber er hatte schon früh in seiner Kindheit gewisse Fähigkeiten, die über die des "Durchschnittsmenschen" hinausgingen. Das erste Erlebnis, was seine Mitmenschen zum Nachdenken angeregt hatte, war die Tatsache, daß er eine "Begegnung" mit seiner Tante hatte, die, wie sich später herausstellte, zu dieser Zeit schon gestorben war. Aber was er zu berichten hatte, konnte sich kein siebenjähriger Junge ausdenken, und so kam es, daß man erkannte, daß dieser Junge herausragende Fähigkeiten besaß.

Rudolf Steiner beschäftigte sich schon früh mit Philosophie und den Denkern seiner Zeit, schrieb selber Werke über die Erkenntnisse, die er aus seinen geistigen Erfahrungen gewann, und studierte neben Philosophie auch Physik. Später promovierte er dann im Bereich der Philosophie.

Schon früh erkannte er das Genie Goethes und beschäftigte sich umfassend mit seinen Werken. Schließlich wurde er mit der Herausgabe der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes betraut. Ihn faszinierte Goethes Denkweise, von seinem Genius war er zutiefst beeindruckt. Noch bis ins hohe Alter kann man seine Sympathie zu Goethes Geistesart in manchem Werk erkennen.

Dem Bau des anthroposophischen Zentrums in Dornach in der Schweiz gab man deshalb schließlich den Namen Goetheanum, in Andenken an Steiners großes Vorbild. Noch heute finden hier die Aufführungen von Goethes berühmtem "Faust" statt, die weltweit bekannt für ihre getreue Darstellung der Goetheschen Gedanken sind.

Rudolf Steiner hinterließ ein Werk von über hundert Büchern und von über tausend Vorträgen. Er schrieb zu allen Lebensbereichen. Er war der Begründer der anthroposophischen Gesellschaft, die sein Werk bewahren und seine Erkenntnisse fortsetzen sollte.

Rudolf Steiner starb 1925 im Alter von 64 Jahren. Er war sicher kein Übermensch, sondern nur etwas "mehr Mensch" als andere. Er hatte erkannt, daß zum wirklichen Menschsein, zum wirklichen Begreifen des Menschen, mehr gehört, als die meisten Leute im Menschen sehen. Das zu erforschen und das den anderen Menschen, auch und gerade in Zukunft mitzuteilen, damit hat er sein ganzes Leben verbracht.

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Warum findet Rudolf Steiner dann in der Philosophie heute kaum Erwähnung?

Tja, das mag daran liegen, daß seine Ideen sehr revolutionär sind. Die Menschen akzeptieren ja nur das, was in ihrem Erkenntnishorizont liegt, und was sie begreifen wollen. Und die Anthroposophie ist ja ein Weltbild, daß erst gerade in den Anfängen liegt. Ohne Zweifel wird die Anthroposophie zumindest Teil des Weltbildes des nächsten Jahrtausends werden. Aber im Moment herrscht das Kant'sche Weltbild, mit Dingen an sich, über die man nichts wissen kann, und deren Schatten wir wahrnehmen. Das Kant'sche Weltbild paßt eben mehr in diese materialistische Zeit.

Ich habe nur beschränktes Wissen von Kant, daher kann ich nicht näher darauf eingehen. Zweifelsohne ist das Kant'sche Weltbild ein interessantes, soweit ich das beurteilen kann, und viele Ideen sind auch in der Anthroposophie zu finden, aber es setzt dem Menschen eben Grenzen, die laut Rudolf Steiner und anderen real nicht vorhanden sind. Steiner spricht zum Beispiel immer wieder von der Tatsache, daß es keine Grenzen der Erkenntnis gibt, die dem Menschen gesetzt wären. Man darf eben nie nur von der heutigen Situation auf andere Zustände schließen, man braucht für ein richtiges Urteil immer auch Informationen über vergangene Zustände. Ohne ein Einblick in die geistigen Gebiete ist dies aber nicht vollends möglich.

Rudolf Steiner ist aber nicht unbekannt. Er wird meistens in Zusammenhang mit den Waldorfschulen genannt, deren Begründer er war. Daß diese nur ein Abkömmling seiner Haupttätigkeit in der Anthroposophie ist, das erzählt man dabei nicht immer.

Der Mensch ist eben immer dem Weltbild zugetan, das ihm gerade in seine Denkart paßt. Rudolf Steiner ist da seiner und auch noch der heutigen Zeit einiges voraus gewesen. Er hielt es für wichtig, daß die Grundwahrheiten der Welt teilweise bekannt gemacht werden, da wir uns in einer wichtigen Entwicklungsperiode befinden, die es erfordert, sich wieder mit geistigen Dingen zu beschäftigen. Daß man dieses Wissen erst um die Jahrhundertwende "freigab", dafür gibt es einen triftigen Grund. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten, und man kann sich natürlich auch in den Dienst des "Schatten" stellen, was immer dann passiert, wenn die Moralität eines Menschen noch nicht weit genug ausgeprägt ist. Die Weltkriege haben gezeigt, daß dies der Fall war, aber für die jetzige Weiterentwicklung ist es wichtig, sich mit den Ideen der Anthroposophie vertraut zu machen. Man muß sich also nicht wundern, wenn der Name Rudolf Steiner in Zukunft immer häufiger fällt, und hoffentlich damit auch seine Gedanken immer häufiger gedacht werden.

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